- Dix
- Dịx,Otto, Maler und Grafiker, * Untermhaus (heute zu Gera) 2. 12. 1891, ✝ Singen (Hohentwiel) 25. 7. 1969; wichtiger Vertreter der Neuen Sachlichkeit; 1927-33 Professor an der Kunstakademie Dresden; 1934 mit Ausstellungsverbot belegt; lebte seit 1936 in Hemmenhofen (Kreis Konstanz). Dix war beeinflusst von der Philosophie F. Nietzsches, von Kubismus, Dadaismus, Expressionismus und Surrealismus. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges schuf er veristische Bilder und Grafiken, in denen er Krieg, politische und soziale Missstände, Ausbeutung und Entwürdigung des Menschen durch schonungslosen Detailrealismus anprangerte; sein Werk zeigt häufig auch groteske Elemente. Das Bild »Schützengraben« (1920-23, vernichtet) war schärfste Anklage des Krieges (2. Fassung als Triptychon »Der Krieg«, 1929-32; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen), ebenso seine Radierungen »Der Krieg« (5 Mappen, 1924). Allegorien und Sinnbilder entwickelte er u. a. aus der Verarbeitung der Ikonographie der Dürerzeit. Der altmeisterlichen Lasurtechnik bediente er sich ebenso wie expressionistischer Gestaltungsmittel. Die Bildnisse, die v. a. in den 20er-Jahren entstanden, ergreifen die Persönlichkeit des Dargestellten immer auch mit Blick auf die Kreatürlichkeit der Menschen. Weniger bekannt sind seine Kinderbildnisse und Darstellungen zum Motivkreis der Kinderwelt, die seit 1921 im malerischen Schaffen wirksam wurden und Dix als humorvollen Schilderer einer eher idyllischen, intimen Realität zeigen (z. B. Bilderbücher u. a. für sein Patenkind »Muggeli«, 1922 und für seinen Sohn Ursus, 1930). Nach 1936 entstanden Landschaften, Arbeiten zu religiösen Themen und Porträts in einer gemilderten Auffassung. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Genusssucht der »Wirtschaftswundergesellschaft« in Dix ihren Kritiker. Sein mahnendes zeitkritisches Werk stellte Dix in den christlichen Horizont. - Das als verschollen geglaubte Triptychon »Madonna hinter Stacheldraht« (1945) befindet sich, wie 1987 bekannt wurde, in Privatbesitz. Verloren ist von seinen vier Triptychen das Wandbild, das sich im Deutschen Hygienemuseum in Dresden befand und von den Faschisten zerstört wurde. - Die umfangreichste Dix-Sammlung besitzt die Galerie der Stadt Stuttgart. Zu Dix-Gedenkstätten wurden das Haus des Künstlers in Hemmenhofen sowie sein Geburtshaus in Gera (1991 nach mehrjähriger Rekonstruktion als Gedenk- und Ausstellungszentrum neu eröffnet).Weitere Werke: Selbstbildnis als Raucher (1913; Gera, Kunstsammlung - Dix-Haus); Metropolis (1916/17; Madrid, Palacio Villahermosa); Das Begräbnis des Dichters Oskar Panizza (1917/18; Stuttgart, Staatsgalerie); Meine Freundin Elis (1919; Gera, Kunstsammlung - Dix-Haus); Prager Straße (1920; Stuttgart, Galerie der Stadt); Der Streichholzhändler I (1920; ebenda, Staatsgalerie); Die Skatspieler (1920; Berlin, Nationalgalerie); Salon I (1921; ebenda, Galerie der Stadt); Der Kunsthistoriker Dr. Paul Ferdinand Schmidt (1921; ebenda, Staatsgalerie); Bildnis der Eltern I (1921; Basel, Kunstmuseum); Bildnis der Schriftstellerin Sylvia von Harden (1926; Paris, Musée National d'Art Moderne im Centre Pompidou); Großstadt (Triptychon, 1927/28; Stuttgart, Galerie der Stadt); Der Krieg (Triptychon, 1929-32; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen); Die sieben Todsünden (1933; Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle); Waldschlucht II (1940; Dresden, Staatliche Kunstsammlungen).O. D. Das graph. Werk, hg. v. F. Karsch (1970);F. Löffler: O. D. Leben u. Werk (Dresden 41977);L. Fischer: O. D. Ein Malerleben in Dtl. (1981);O. D. zum 99.: Kinderwelt u. Kinderbildnis, bearb. v. W. Renn, Ausst.-Kat. Städt. Galerie Villingen-Schwenningen (1990);S. Pfäffle: O. D. Werkverz. der Aquarelle u. Gouachen (1991);R. Beck: O. D. 1891-1969. Zeit, Leben, Werk (1993);O. D. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, hg. v. R. Bayer, Ausst.-Kat. (1993);
Universal-Lexikon. 2012.